Ein Weißwein in einem Restaurant von Portugal hat Christoph Amend für die Arbeit an der neuen Zeitschrift “Zeit Magazin Mann” inspiriert. Mit 96 Jahren hat ein deutscher Auswanderer in Portugal nach schwerer Krankheit entschlossen Winzer zu werden. Freunde und Familie haben ihn für verrückt erklärt. Heute ist Baron Bruemmer 104 Jahre alt. Männer (Alter egal) die Entscheidungen treffen, um ein glücklicherer Mensch zu werden — das ist das Leitmotiv der neuen Zeitschrift. Hier sind vier der Dinge, die wir von Christoph Amend gelernt haben.
Muss der moderne Mann von heute mit Blick auf die Entscheidungen egoistischer sein? “Es werden heute so viele Anforderungen im Alltag gestellt, dass man manchmal auch Entscheidungen für sich treffen muss, um für sich selbst glücklicher zu werden. Dann ist man auch angenehmer für die Umwelt.” Das gelte nicht nur für 96-Jährige, sondern auch Ende 20-Jährige.
Warum (noch) ein Männermagazin? “Wir haben uns den Markt für Männermagazine angeschaut. Die Special-Interest-Magazine drehen sich ausschließlich um Autos oder Muskeln. Aber für erwachsene Männer aus unseren Freundeskreisen sind die nicht so gut gemacht. Deswegen haben wir angefangen.”
Wie erfindet man eine neue Zeitschrift? “Indem man immer wieder darüber nachdenkt, was man selber gerne lesen würde, was fehlt und auf welche Geschichte man sich freuen würde, wenn man sie in anderen Magazinen lesen würde. Das ist für mich ein Kriterium. Ich möchte gerne neidisch auf Geschichten sein, die anderswo stehen und dann denken, ‘das hätte mir doch selber einfallen können.’”
Wie steht es um Männer-Journalismus? “Ich lese die anderen Männer-Hefte nicht so gerne. Dort wird eine künstliche Welt erzählt. Es wird ein Traumbild von Männern entworfen, die unendlich viel Geld haben, nicht arbeiten müssen und wie James Bond durchs Leben düsen. Ich kenne diese Männer nur nicht.” Wie sieht die Zielgruppe als aus? “Es gibt Gott sei Dank immer Männer die sich in Frage stellen, und nachdenken, wie sie leben möchten. Die haben vielleicht schon ein bisschen was erlebt und sich die Frage stellen, was möchte ich ändern.” Das müssen nicht nur die ganz großen Fragen des Lebens sein, sondern auch die banalen, kleinen Alltagsfragen — zum Beispiel welche Turnschuhe man tragen möchte. “Natürlich spielt der Konsum auch eine Rolle, weil die schönen, kleinen Dinge auch zum Leben gehören - genauso wie die großen Fragen. Wir leben in einer Zeit, in der das kein Widerspruch mehr ist. Man kann sich sowohl für die schönen Dinge, als auch für die schwierigen Fragen des Lebens, die politischen Fragen, interessieren.”
Und ein Bonuszitat zur Lesesituation: “Social-Media ist toll, weil man relativ schnell einen Eindruck bekommt, unter welchen Lebensumständen die Leser das Magazin lesen. Eine Leserin hat einen Strauß Blumen neben das Magazin gelegt und dazu geschrieben ‘Fahre am Freitag mit meinem Freund mit dem Zug nach Warschau. Habe ihm das neue Zeit Magazin Mann gekauft.’ Sie hat hinzugefügt: ‘Ich freue mich auch auf die Lektüre.’ Ich habe den Verdacht, dass das Zeit Magazin Mann nicht ausschließlich von Männern gelesen wird.”
Eine Frage haben wir vergessen zu stellen. Teilweise ist die Schrift recht groß ausgefallen. Liest der Mann am Ende nicht so gerne?