Guten Morgen {{first_name}},
hier stand bis gerade noch eine relativ missmutige Einleitung über frauenverachtendes Abtreibungsrecht, scheiternde Corona-Maßnahmen und den Ukraine-Krieg. Klassischer Weltschmerzmist. Habe ich dann wieder gelöscht und mich lieber an das Gewitter gestern Abend erinnert.
Es zog frech in den gerade noch schwülen Abend und nahm schwungvoll Fahrt auf. Unangekündigten wehte erst der Wind die Vorhänge durcheinander. Dann wurde der Himmel so dunkel, dass ich das Licht einschalten musste. Schwer fielen die ersten Tropfen, dann brachen die Wolken und der Regen prasselte gegen die Scheiben. Ich saß kurz einfach da und hörte zu.
Eine Nacht später sehen die großen Bäume gegenüber besonders grün aus und über der jetzt noch ruhigen Straße liegt eine kühle Frische. In Summe dauerte das Gewitter vom ersten Windstoß bis zum letzten Tropfen vielleicht eine Stunde, spürbar ist es immer noch.
Über die frühen Jahre des Autors Ottfried Preußler ist jetzt ein Buch erschienen. In einem
Artikel darüber las ich von einem Gedicht, Trost, das er in der Kriegsgefangenschaft schrieb und mit anderen in kleinen selbstgebastelten Heften aus Butterbrot-Papier verschenkte:
Verlasssen sein im fremden Land?
Schau s'ist doch über mir.
Der gleiche Himmel ausgespannt,
grad wie daheim bei dir.
Und ganz dieselben Sterne stehn
wie über deinem Haus.
Ich brauch ja nur hinauf zu sehen!
Und kenn mich wieder aus.
Vielleicht sind dieser Himmel und die Sterne nicht nur in der Ferne Trost, sondern auch, wenn der Weltschmerzmist mal wieder trifft. Bald kommt dann das nächste reinigende Gewitter und schon sieht die Welt wieder besser aus.
Dir ein fröhliches Wochenende!
T.