Guten Morgen {{first_name}},
wir leben in der zweiten bundesdeutschen Ölkrise – dieses Mal an der Fritteuse. Noch fordert niemand pommesfreie Sonntage. Die Angst vor marodierenden Horden hungriger Imbisskunden ist wohl zu groß.
Unseren Frittenschmieden geht die Puste aus. Die goldenen Lebensader ist zu einem Rinnsal verkommen. In der Finanzkrise garantierten Angela Merkel und Peer Steinbrück die Sicherheit aller Spareinlagen, um einen Bank-Run zu vermeiden. Wo sind jetzt Olaf Scholz und Robert Habeck? Wo ist die nationale Sonnenblumenölreserve, die den Imbissbuden-Run verhindert?
Gas-Gerd war der Erste, der meinte für die VW-Currywurst kämpfen zu müssen, aber für die Pommes gibt es anscheinend keine Lobby. Vielleicht, weil sie vegan ist?
Ich mache mir große Sorgen um das kulinarische Lagerfeuer der Nation. Mittags halb eins in Deutschland fliegt die Tür auf, und anhand der Intonation des Worts “Mahlzeit” erstellt die Thekenkraft im Bruchteil einer Sekunde ihren tiefenpsychologische Anamese. Anzug oder Blaumann, Kostüm oder Karohemd – sofort ist klar, ob du es schwer oder eilig hast, ob dein Tag bisher gut war oder gerade erst beginnt. In deinem besten
Imbissdeutsch sagst du, wer du bist, und in Nullkommanix bist du versorgt, wirst physisch und psychisch aufgeladen.
Wenn es so weitergeht, wird die Pommes von Speisekarten landauf landab verschwinden, sich vom egalitären Glück zum elitären Statussymbol verwandeln. Zukünftige Generationen werden sie dann nur noch vom Hörensagen als dekadente Erinnerung an die gute alte Zeit kennen.
Alarmismus ist kein guter Ratgeber, aber wenn ich du wäre, würde ich die Tage mal im Imbiss meines Vertrauens vorbeischauen. Sicher ist sicher.
Dir ein dekadentes Wochenende!
T.