Guten Morgen {{first_name}},
100.000 entwicklungsfähige Eizellen trägt eine Frau in sich. Zwölf Billionen Spermien produziert ein Mann in seinem Leben. Du konntest genau so nur zu einem einzigen Zeitpunkt entstehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es dich gibt, liegt bei eins zu 400 Billionen (sagt das Internet, ich hab’s nicht nachgerechnet).
Es war kurz vor Weihnachten, in der Abenddämmerung eines nieselig-grauen Samstags. Ich wartete an einer Ampel in der Wuppertaler Innenstadt, um mich herum Menschen bepackt im vorfestlichen Shoppingrausch.
Vielleicht anderthalb Meter rechts vor mir stand ein Mitmensch, dessen Zustand mit “derangiert” wohlwollend beschrieben wäre. Offensichtlich gut gewärmt von Mariacron oder Wodka Gorbatschow brabbel-sang er die Vogelhochzeit vor sich hin.
Intoxikation und Textsicherheit können sich ausschließen, aber er wusste sich zu helfen, drehte sich zu mir um und lallte: “Wie geht der Text nochmal weiter?”
“Fiderallala, fiderallala, fiderallalalala.” antwortete ich. – Als alter Helge-Schneider-Kenner ist mir unwiderruflich die filigrane Besonderheit dieser Textstelle ins Hirn gebrannt, und so ergänzte ich: “Pass aber auf, das dritte Fiderallala hat vier ‘la’.” Der Sangesbruder nickte kurz, ich meine sogar anerkennend, bedankte sich und zog seines Weges.
Eigentlich dürfte es uns gar nicht geben und trotzdem sind wir hier, treten in andere Leben und andere Leben in unseres. Für einen Moment an der Ampel oder noch viel länger. Der Sangesbruder und ich, wir werden uns wohl nie wieder sehen. Aber in diesem einen Moment der Unendlichkeit waren wir beide froh, dass es uns gab. Ist das nicht unfassbar großartig?
Dir ein staunendes Wochenende!
T.