Es war ein Ende, so tragisch wie symbolträchtig: Der deutsche Architekt Helmut Jahn starb jetzt in der Nähe von Chicago nach einem Unfall, den er auf dem Fahrrad durch Zusammenstoß mit zwei Autos erlitt. Das Auto und das Fahrrad – zwei Logiken, zwei Welten, die so recht nicht zusammenpassen wollen. Und die doch die Achsen unserer Welt kennzeichnen, zwischen ökologischem Bewusstsein und Entschleunigung einerseits und Tempowahn und Wachstumsoptimismus andererseits. Zwei Welten, die, etwas verkürzt formuliert, auch im Verhältnis der USA und Europa gespiegelt sind. Und die damit auch jene beiden Welten repräsentieren, in denen der ursprünglich fränkische Architekt Helmut Jahn mit primärem Bürositz in Chicago seit langem beheimatet war.
Jahn baute viel in den USA, er liebte dieses Land. Doch er hat auch den deutschen Städten dezidiert fortschrittsfreudige Großbauten geschenkt, das Berliner Sony Center etwa, den Messeturm in Frankfurt, aber auch die Highlight Towers in München. Diese vertikale Architektur leugnet nicht das Metropolitane, auch nicht die gläsernen Härten des Kapitalismus. Jahn wurde deshalb im eher an Bändigung und Kontrolle interessierten Deutschland viel kritisiert, gerade auch im hiesigen Architekturdiskurs. Dabei spielte immer auch eine Rolle, dass er medial früh als „Stararchitekt“ galt. Und die Binse, dass das Stararchitektentum over sei und überwunden werden müsse, gehört hierzulande zum Standardrepertoire jedes heute über Architektur Schreibenden.
Aus Sicht der Stadtentwicklung bleibt festzuhalten, dass Helmut Jahn eine klare Vision der Städte hatte, in denen er baute. Diese Visionen werden vielleicht nicht immer geteilt, gerade auch von den Bewohnern einer Stadt nicht unbedingt. Schwer zu entscheiden, wer „Recht hat“. Aber bezogen auf München lässt sich sagen: Diese Stadt, die so gerne weiterhin in der Handwerkerstube des Meister Eder wohnen würde, ist eine Metropole der ökonomischen Globalisierung. Acht Dax-Konzerne haben an der Isar ihren Sitz. Von daher haben die Highlight Towers, die gemeinsam mit Jahns (wie ich finde architektonisch gelungenerem) Skyline Tower den Besucher an der A9 mit selbstbewusster bis selbstgerechter Geste begrüßen, viel mit dieser Stadt zu tun. Mehr, als so mancher Urmünchner das vielleicht wahrnehmen möchte. guz