Die erste Autoausstellung in München ist vorbei. Was bleibt von der Megashow, die mit ganz neuem Konzept antrat, um sich fundamental von ihrer Frankfurter Vorgängerin zu unterscheiden – was sie sicher auch musste?
1. Die Stadt als Diskursort funktioniert. Ja, Münchens Zentrum war vollgestopft mit großformatigen Displays der großen Konzerne. Speziell Daimler ließ es am Odeonsplatz auch architektonisch krachen. Aber die Vorhaltung der Münchner Grünen, man habe nur eine innerstädtische Produktschau gesehen, trifft eigentlich nicht zu. Vielmehr haben sich die Konzerne in Sachen fancy Produktparcours eher zurückgehalten. Man legte offen, an welchen Lösungen man arbeitet, wie die urbane Mobilität aussehen kann und wie weit man in Sachen ökologischer Veränderung ist. Und wenn dann ein Konzern wie BMW auch eine Studie wie den „Mini Vision Urbanaut“ präsentiert, dann ist das schon okay, weil diese ja gerade verhandelt, wie sich das Produkt Auto der Stadt künftig stärker öffnen kann.
2. Die Autokonzerne denken um, aber noch nicht hinreichend konsequent. Im städtischen Raum haben durchaus Dialoge stattgefunden. Aber nicht genug. Vor allem weil das Besucheraufkommen auf den oft überfüllten Showflächen ja zeigt: Das Interesse an der Branche und ihren Lösungsangeboten für die Stadt ist da. Von Firmenseite war viel aber noch am Prinzip „Sympathie schaffen durch Entertainment“ orientiert. Hier geht noch mehr Offenheit und Diskurs.
3. Die Stadt bietet Potenzial für räumliche Experimente. Wir von
metroscope haben, wie berichtet, das
„Reallabor Maxtor“ als Medienpartner unterstützt, eine räumliche Intervention in der zentralen Prannerstraße. Die dazugehörige Diskursbühne stand mitten auf der temporär abgesperrten Straße. Und siehe da – jegliches Verkehrschaos blieb aus. Wir wurden auch nicht von wütenden SUV-Fahrern beschimpft. Nur einmal drehte ein Ferrarifahrer demonstrativ auf.
4. Das Prinzip Branchenmesse befindet sich mitten in einer radikalen Transformation. Man weiß nicht genau, wer alles die Ausstellung auf dem Münchner Messegelände besucht hat. Fest steht aber: Es waren deutlich weniger Besucher als in den Vorjahren in Frankfurt. Das muss nicht schlecht sein. Vielleicht haben ja sehr viel zielgerichtetere Gespräche stattgefunden. Aber der Abzug von viel Inhalt in die Stadt bedeutet, dass das klassische Prinzip „temporärer Showstand“ auf der Messe selbst nicht mehr benötigt wird. Die Frage ist aber: Was dann? Vielleicht gemeinschaftliche, themenbezogene Display-Formate? Eventuell von Autobauern und den Anbietern alternativer Mobilitätsformen gemeinsam betrieben? Dieses Mal waren diese Welten noch strikt getrennt. Warum eigentlich? guz