Doch auch wenn der Wahlkampf tobt, hielt uns die Situation in Afghanistan in den vergangenen Tagen besonders in Atem. Jetzt mögen Sie sich fragen, was eine regionale Tageszeitung mit diesem weit entfernten Geschehen in der Welt zu tun hat. Die Antwort ist einfach: Durch die Bundeswehr-Liegenschaften in Bad Fallingbostel-Oerbke und das Ankunftszentrum der Landesaufnahmebehörde wurde hinter vorgehaltener Hand schon seit Tagen davon gesprochen, dass afghanische Ortskräfte und andere Schutzsuchende nach ihrer Rettung über die Luftbrücke zunächst nach Bad Fallingbostel kommen könnten. Die Hinweise verdichteten sich in der vergangenen 48 Stunden, doch vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wurde allen kooperierenden Organisationen, auch der lokalen Ebene wie Kommune und Landkreis, ein „Maulkorb“ verhängt.
Mittlerweile – es ist jetzt Freitagnachmittag – ist klar, dass noch heute afghanische Schutzsuchende kommen werden. Dazu findet in anderthalb Stunden eine Pressekonferenz statt. Wie viele Flüchtlinge wie lange in Bad Fallingbostel bleiben werden, ist unklar. Wenn ich diesen Newsletter abschließe, sind diese Fragen noch offen. Deshalb kann ich nur auf unsere
digitalen Medien und unsere Sonnabend-Ausgabe verweisen, wo wir aktuell darüber berichten werden.
Ich hatte mich schon für Donnerstagabend und nachts darauf eingestellt, zum Camp zu fahren, um über die Ankunft zu berichten. Die Nachrichtenlage war dünn, aber irgendwann um 20 Uhr stand fest, dass die Nacht wohl ruhig verlaufen würde. Das dachte ich jedenfalls. Als dann um 3 Uhr das Telefon klingelte, war es aber nicht wegen „Afghanistan“, sondern – weil es brannte. Also fuhr ich zu einem Feuer in Walsrode, wo die Feuerwehr einen Wohnungsbrand löschte. Die Berichte von den Bombenanschlägen am Flughafen von Kabul noch im Kopf, verbunden mit dem Wissen, dass Menschen von dort auf dem Weg zu uns in den Heidekreis sind, machte ich meine Fotos und Filme an der Hannoverschen Straße, fuhr wieder nach Hause, um noch etwas zu schlafen. Das gelang aber nur mäßig.