Als Haupttäter wurde der Rechtsterrorist Ekkehart W. aus Deutschland verurteilt, der sich im Netzwerk der österreichischen Neonaziszene bewegte. Er wurde von seinen Kameraden an die Polizei verraten, nachdem ihnen die Sache zu heiß geworden war. Seine Auslieferung führte dazu, dass sich die heimische Neonaziszene spaltete. Der militante Flügel ging danach auf Distanz zu Norbert Burger, dem Chef der Nationaldemokratischen Partei (NDP), der mithalf, die Auslieferung des Attentäters zu arrangieren.
Soundtrack für Rechtsterror
Zurück in die Gegenwart zu „Mr. Bond“ und dessen Bruder. Der Neonazi-Rapper wurde am vergangenen Donnerstag am Wiener Landesgericht zu zehn Jahren Haft wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verurteilt. Das Gericht ging davon aus, dass bei dem 37-Jährigen eine „besondere Gefährlichkeit“ vorliegt. Sein mitangeklagter Bruder fasste vier Jahre unbedingt aus. Die Urteile sind nicht rechtskräftig, die Brüder legten Rechtsmittel ein.
„Mr. Bond“ hatte laut Anklage mit seiner Musik und seinen Videos den Nationalsozialismus, Adolf Hitler und die Massenvernichtung im Dritten Reich verherrlicht. Der Mann hatte auch ein Video verbreitet, mit dem er dem Attentäter von Christchurch in Neuseeland Tribut zollte, der im März 2019 in zwei Moscheen 51 Menschen umbrachte. Eine seiner Nummern verwendete der rechtsextreme Gewalttäter, der am 9. Oktober 2019 im deutschen Halle an der Saale in eine Synagoge eindringen wollte.
Neonazis kampagnisieren gegen das Urteil
Die Verurteilung von „Mr. Bond“ und seinem Bruder hat österreichische Neonazis auf den Plan gerufen. Sie kampagnisieren im Netz gegen das Urteil und das NS-Verbotsgesetz. Dabei üben sie scharfe Kritik an den Identitären und rechtsextremen Medienprojekten, die sich dazu nicht verhalten. Tatsächlich ist aus diesen Kreisen nichts zum Urteil zu vernehmen. Am Verbotsgesetz nicht einmal „anstreifen“, ist deren aktuelle Linie. Deswegen wird auch nichts über die Zeit von 1933 bis 1945 geschrieben. (Markus Sulzbacher, 7.4. 2022)
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Desinformation Made in Austria
Sie veröffentlichen explizite Falschmeldungen, ziehen über westliche Berichterstattung und Schuldzuweisungen an Russlands Präsident Wladimir Putin her. Manche sehen den Krieg als weiteren Teil einer großen Verschwörung. Vermeintliche Nachrichtenseiten aus Österreich, haben neben der Stimmungsmache gegen Impfungen ein neues Betätigungsfeld gefunden: den Krieg in der Ukraine.
Laut einem
Artikel der deutschen Rechercheplattform Correctiv mischen österreichische Medienprojekte bei der Verbreitung von Desinformation über den Krieg in der Ukraine gehörig mit. Gemeint sind der „Wochenblick“, „Auf1“ und „Report24“. Zwar sprechen sie sich gegen den Krieg aus, Kritik am russischen Vorgehen ist jedoch kaum vernehmen. Dafür wird die Nato wesentlich für den Krieg verantwortlich gemacht oder dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenskyj Korruption vorgeworfen.
Unbelegte Behauptungen
Laut Correctiv verbreitete der „Wochenblick“ am 21. Februar die unbelegte Behauptung, dass ein russischer Angriff auf einen Kindergarten eine „False Flag“-Aktion gewesen sei – also eine von der Ukraine verübte Tat, um sie der russischen Armee unterzuschieben. Dabei berief sich der „Wochenblick“ auf die pro-russische Influencerin Alina Lipp. Die Webseite „Report24“ stellte am 9. März unbelegte Behauptungen zu angeblichen Forschungslaboren für Biowaffen in der Ukraine auf. Und „Auf1“-Chefredakteur Stefan Magnet erklärt in einem Video, dass Russland nur einer für das Frühjahr geplanten Invasion „der USA und ihrer Verbündeten in der Ukraine“ zuvorgekommen sei.