Wie das aussieht, wurde im Jahr 2019 sichtbar. Damals machte Meta (Facebook) ein Beispiel
öffentlich. Das Unternehmen löschte eine Seite, die als österreichischer Facebook-Auftritt daherkam, tatsächlich aber von Russland aus bespielt wurde. Die Seite war Teil einer europaweiten Kampagne, zu deren Aufgabe zählte, Falschmeldungen und polarisierende Themen, etwa Artikel über Migration oder Religion, zu verbreiten. Die Seite veröffentlichte Inhalte des deutschen Compact-Magazins, einem Sprachrohr der sogenannten Neuen Rechten. Aktuell stellt die Zeitschrift Putin als Opfer dar – und die Nato als Aggressor. Das Beispiel der Facebook-Seite zeigt, dass sich Russland für seine Desinformationskampagnen bei Rechtsextremen einfach bedienen kann. (Markus Sulzbacher, 17.03.2022)
Themenwechsel
Judensterne bei Corona-Demonstrationen
Zwei Männer, die am 11. September des letzten Jahres bei einer Corona-Demonstration in Wien einen gelben Judenstern mit der Aufschrift „ungeimpft“ getragen haben, sind am vergangenen Donnerstag nach dem Verbotsgesetz verurteilt worden. Es waren die ersten Schuldsprüche für das Tragen solcher Sterne in Österrreich.
Die Staatsanwaltschaft hatte den beiden Männern vorgeworfen, die Verbrechen des Nationalsozialismus verharmlost zu haben. Sie erhielten eine bedingte Freiheitsstrafe von 15 Monaten und eine Probezeit von drei Jahren. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Antisemitische Markierung
Es gehe nicht um CoV-Maßnahmen und das Recht, dagegen zu demonstrieren, sagte der Staatsanwalt. Der Judenstern sei 1941 durch eine Polizeiverordnung eingeführt worden und ein Zeichen des Vernichtungswillens gegen die Juden gewesen. Er pochte darauf, dass es sich bei den Angeklagten um Erwachsene handelte, denen bewusst gewesen sei, dass sie einen Vergleich zwischen den Juden unter dem Nationalsozialismus und Ungeimpften ziehen. „Infantilisierende Erklärungen“ wie ein Unwissen der Angeklagten wollte er nicht zulassen.
„Das Wichtigste auf dieser Welt bin ich.“
Als Grund für das Tragen der Sterne gab einer der Männer zunächst gegenüber der Polizei an, sich als Ungeimpfter „wie die Juden damals im Zweiten Weltkrieg“ zu fühlen. Der zweite Mann, der die Sterne gebastelt hat, gab vor Gericht an, er habe aufzeigen wollen, dass er sich unterdrückt gefühlt habe. Weil die Einführung von 2G am Arbeitsplatz zur Diskussion stand, habe er um seinen Job gefürchtet.
Aussagen die zeigen, wie das Milieu der Corona-Demonstrierenden tickt. Sie leugnen nicht die Shoah, sondern sie wird für unwichtig befunden. Dagegen wird betont: „Das Wichtigste auf dieser Welt bin ich.“ Es ist der Inbegriff von Empathielosigkeit, Verblendung und Zynismus.
Nein, es war kein Davidstern
In manchen Medienberichten war übrigens nicht von „Judensternen“, sondern von Davidsternen die Rede. Die APA titelte ihren Text: „Davidstern bei CoV-Demo: Männer verurteilt“. Nein, es war kein Davidstern. Dieser ist ein Symbol des Judentums und Israels. Der „Judenstern“ war eine Zwangskennzeichnung für Menschen im Nationalsozialismus. (Markus Sulzbacher, 17.03.2022)
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Markus Sulzbacher