Die Twitter-Meute, der Twitter-Mob, diese gesichtslose Masse, die sich zusammenrottet, um andere zu verleumden… Wer Twitter nur aus dem Feuilleton kennt, muss cyber-blutrünstige blaue Vögelchen vor Augen haben, die zum Angriff zwitschern. Was auch daran liegt, dass die Autor:innen die Tweets selten bis nie die Urheber:innen der Tweets zitieren und so aktiv eine anonyme Masse suggerieren, mehr Bot als Mensch, die es so nicht gibt.
Digitale Anonymität ist etwas, das durch das Nichtnennen von Namen oft erst narrativ erzeugt werden muss. Und so erscheint diese Form des Twittermobs vor allem als Fantasma einer bestimmten Art des journalistischen Erzählens.
Franz’ Person zeigt, dass neben der nachlässigen Zitierweise es besonders absurd ist, weil das depersonalisierte Twitter-Personal aus der gleichen soziokulturellen und beruflichen Sphäre stammt wie die Autorinnen in den Zeitungen: Journalistinnen, Wissenschaftlicher, Kulturschaffende.
Medienkritik, wie etwa die Kritik an einer sexistischen oder rassistischen Sprache, ist kein Angriff auf die Institution des Journalismus, sondern steht im Dienst seiner Verteidigung und Verbesserung. Und die Kritik an Gatekeepern ist kein revolutionärer Aufruf, das gesamte publizistische System zu zerstören, sondern eine Forderung nach mehr Teilhabe.