Das wurde nicht mal mehr debattiert. Nur der Belgier Ingmar De Vos, als Präsident der Fédération Équestre Internationale (FEI) im IOC, hatte da eine Frage. Diese Frage leitete er mit einem Lob an Thomas Bach ein:
“Mister president, thank you for having been our leader in these difficult times!”
Dann setzte er fort:
“A little, question, I apologize. I am surprised to see that at a Sunday morning.”
Damit meinte er das Dokument zur
Änderung der Regel 45, das Sie oben gesehen haben. Okay, das war nicht wirklich eine Frage, sondern irgendwie nur ein versteckter, verdruckster Hinweis. So ist das im IOC. Natürlich muss es jedem Verbandspräsidenten im IOC eiskalt den Rücken hinunter gefahren sein. Es kann ab jetzt alles sehr schnell gehen. De Vos weiß das als Reitersmann. Ein Skandal mehr und du bist draußen.
Klaus Schormann, ich habe das im
Newsletter 17 skizziert (
Black Card für den Modernen Fünfkampf), weiß das als Verbandspräsident des Modernen Fünfkampfes auch - was waren das für katastrophale TV-Bilder vom Reiten am Freitag, das hat die heile Bilderwelt des IOC mächtig durcheinander gewirbelt. Da ist man nachtragend.
Immerhin gewährte die IOC-Führung dem Kollegen De Vos eine Antwort. Hier war es wieder Bachs Kumpel und Prätorianer
John Coates, mit
Brisbane 2032 der
erste Olympiasieger in Tokio, der die Erläuterungen übernahm. Wenn ein Verband viermal unseren Empfehlungen nicht folgt, müssen wir irgendwann handeln. Viel mehr sagte Coates gar nicht. Er meinte die
International Weightlifting Federation (IWF), natürlich.
Ab jetzt kann das Exekutivkomitee binnen weniger Stunden den Ausschluss verfügen. Ich habe wenig Zweifel daran. Ein weiterer Fall genügt, zumal die teilweise kriminellen Kameraden in der IWF ja so weiter machen und sich kaum bändigen lassen. Coates:
They have been given very specific recommendations that have not been followed.
The Executive Board made those directions for good reason, to ensure the reputation of the Olympic Movement, our reputation, was not tarnished.
If Federations are going to continue to disregard directions, then there should be this power in there.
Die IOC-Session wählte wie erwartet die Finnin Emma Terho als Athletensprecherin ins Exekutivkomitee. Als neue Mitglieder wurden Pau Gasol (Spanien), Yuki Ota (Japan),Federica Pellegrini (Italien), Maja Martyna Wloszczowska (Polen), Humphrey Kayange (Kenia), diesmal von Bach ausgewählt, sowie Astrid Uhrenholdt Jacobsen aus Norwegen bestellt. Deren Fall aus dem Jahr 2018, als Bach eine Chinesin vorzog, die weniger Stimmen hatte als die Norwegerin, hatte ich kürzlich ebenfalls erwähnt. Stimmt alles, nur war mir entgangenen, dass Uhrenholdt Jacobsen schon vor einigen Monaten, nach dem Rückzug der Amerikanerin Kikkan Randell, als Nachrückerin genannt wurde. Derzeit gibt es also 103 IOC-Mitglieder, wovon zwei selbst suspendiert sind (Pat Hickey und Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah). Das bereite ich ihnen demnächst nochmal ganz fein auf, mache ich doch gern.
Für heute soll es das gewesen sein. Das Feuer ist erloschen, aber ich habe längst nicht fertig. Sie bekommen noch Newsletter aus Tokio und dann auch die Hinweise, wie es danach weiter geht.
Selbstverständlich habe ich mir heute, diese Tradition pflege ich, mein olympisches Participation Certificate besorgt. Ich habe schon einige davon, aber leider nicht von allen dreizehn bisherigen Olympischen Spielen, bei denen ich mein Unwesen getrieben habe.
In recognition of and appreciation for your contribution to the success of the Games of the XXXII Olympiad Tokyo 2020.
Schauen Sie mal, ist das nicht nett: