Arndt benutzt den Hashtag #united.
Wir wissen doch alle, worum es bei Olympischen Spielen geht, oder? Erzählen uns das Sportfunktionäre nicht seit Jahrhunderten auf alle erdenkliche Weise? Wurde das olympische Motto nicht gerade um ein Adjektiv erweitert, das seither in kaum einem Tweet olympischer Propagandisten fehlt?
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Schneller, Höher, Stärker – #Gemeinsam
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Faster, Higher, Stronger – #Together
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Citius, Altius, Fortius – #Communiter
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Plus vite, Plus haut, Plus fort – #Ensemble
Soweit wir bislang wissen, ist der BDR-Sportdirektor nicht zurückgetreten und hat auch nicht die Heimreise angetreten.
Mir ist zur Stunde/Minute (Mittwoch, 18.20 Uhr MESZ) kein schriftliches Statement von DOSB oder BDR bekannt - und keine Erklärung des IOC.
Wollen wir uns bitte mal vorstellen, wie diese Institutionen reagiert hätten, wenn ein Sportler sich vor laufenden Kameras und damit der Weltöffentlichkeit derart ausfallend rassistisch geäußert hätte?
Ich halte diese Frage für sehr wichtig und berechtigt.
“Ich denke, dass ich an den Bahnradwettbewerben teilnehmen werde. (…) Ich bin jemand, der für die Werte des Sports steht.”
Gegenüber dem ZDF-Reporter Hermann Valkyser äußerte sich der DOSB-Präsident Alfons Hörmann (CSU) und sprach von einer “absolut unerfreulichen und inakzeptablen Form der Äußerung”.
Man habe mit Moster ein “klares Kritik-Gespräch geführt”.
Der BDR-Direktor habe “plausibel und klar dargestellt, dass ihn das persönlich getroffen hat”.
Man muss bei Hörmann immer zweimal hinhören und die Formulierungen nachwirken lassen.
- Moster ist also “persönlich getroffen von der Wortwahl, die er gewählt hat”.
- Moster sei “persönlich schockiert”.
“Persönlich schockiert” zu sein über die eigenen rassistischen Äußerungen, ist allerdings keine Kategorie, die eine Teamleitung der mit Steuermitteln finanzierten deutschen Olympiamannschaft interessieren sollte.
“Persönlich schockiert” zu sein, das entschuldigt gar nichts.
Hörmann behauptet dann: “Das wollen und werden wir nicht tolerieren, insofern muss es ein einmaliges Vergehen sein.”
Was denn nun?
Die DOSB-Leitung will rassistische Äußerungen nicht tolerieren?
Die DOSB-Leitung wird rassistische Äußerungen nicht tolerieren?
“Eine solche Aussage” sagt Hörmann übrigens nur. Hörmann bezeichnet die Entgleisung Mosters gegenüber dem ZDF zu keinem Zeitpunkt als das, was es ist: eine rassistische Äußerung.
Rassismus.
Etwas nicht zu benennen als das, was es ist - wir kennen das aus der Politik, nicht wahr? Aus der Diskussion über rassistisches, rechtsradikales, faschistisches Gedankengut, aus den Debatten über Nazis in Parlamenten. Ich möchte an dieser Stelle nicht zu weit ausholen und muss das auch nicht, denn die Muster sind eindeutig. Da gibt es nichts zu beschönigen.
Alfons Hörmann und seine DOSB-Gefährten (Chef de Mission Dirk Schimmelpfennig, Vorstandsvorsitzende Veronika Rücker) haben aus dem Gespräch mit Moster also ein “gutes und sicheres Gefühl mitgenommen”, sagt der Delegationsleiter und DOSB-Präsident.
Ich nehme daraus das “gute und sichere Gefühl” mit, dass diese DOSB-Führung auch diesmal versagt hat. So wie sie seit einer gefühlten Ewigkeit in nahezu allen wichtigen Fragen keine Antworten präsentiert - oder eben daneben liegt (
Systemversagen des deutschen Verbandssports).
Sie wissen einfach nicht, was sie tun.
Sie müssten eigentlich selbst abberufen werden.
In einer Agenturmeldung, ich glaube von dpa, sah ich diese Passage:
“Der Deutsche Olympische Sportbund reagierte umgehend und kündigte Konsequenzen an.”
Ich betrachte das als doppelte Falschmeldung.
In diesem Sinne: Bleiben Sie neugierig!
Jens Weinreich