Das dunkle Herz des Museums liegt im Keller, wo Beton dominiert und die Wege eng sind: Dass sich Beklemmung einstellt, ist gewünscht. Die Frage der Sklaverei war die wichtigste der jungen Nation, ständig wurde darum gefeilscht, zwischendrin wurden Sklaven mal zu drei Fünfteln gezählt, um bei Wahlen ihren Herren mehr Einfluss zu verschaffen.
Dann war die Sklaverei nach dem Bürgerkrieg vorbei. Jetzt entwickelte man insbesondere im Süden großen Erfindungsreichtum, wie man die befreiten Sklaven als Bürger zweiter Klasse kleinhalten konnte. Man erfand Wissenstests im Wahllokal, um die Stimmabgabe zu verhindern. Man trennte alle nur denkbaren Einrichtungen von Schulen bis Toiletten nach Weiß und Schwarz. Immer wieder wurden auch Männer gelyncht, um Einzelne abseits von Recht und Gesetz zu bestrafen und die Gesamtheit einzuschüchtern.
Womit wir bei wieder Tulsa wären. Das Massaker war wegen der “Schwarzen Wall Street”, der vielen Toten und der enormen Zerstörung besonders, aber zeigte die gleiche Logik wie viele andere Gewaltausbrüche.
Der Ursprung war typisch, weil wie so oft der Auslöser ein Vorwurf war, ein Schwarzer habe eine weiße Frau belästigt, und sich daraufhin ein Lynchmob formierte, um Selbstjustiz zu üben. Der Zeitpunkt war typisch, weil damals in den 1920ern der Ku Klux Klan den Höhepunkt seiner Macht erlebte und etwa immer wieder feierlich über die Prachtstraßen Washingtons zog. Auch die Folgen waren typisch: Keines der Opfer wurde entschädigt, keiner der Täter behelligt.
Entgegengestellt hatten sich dem weißen Mob übrigens schwarze Weltkriegsveteranen. Sie hatten in Europa gekämpft, um die “Welt sicher für die Demokratie” zu machen, wie es der damalige Präsident Wilson ausgedrückt hatte. Nur ihre eigene Demokratie daheim war für sie nicht sicher.
Nach der Sklavenbefreiung saßen im Jahr 1875 immerhin acht Schwarze im US-Kongress. Dann ließen sich Mächtige alles mögliche einfallen, um das Recht zu wählen und gewählt zu werden, kräftig zu beschneiden. Acht Schwarze im US-Kongress gab es dann erst wieder nach der Bürgerrechtsbewegung und neuen Wahlgesetzen 1969, fast hundert Jahre später.
Damals saßen viele, die mit aller Kraft verhindern wollten, dass die Schwarzen gleichberechtigte Bürger werden, in den Reihen der Südstaaten-Demokraten. Heute sitzen sie unter den Republikanern. Gerade fallen ihnen in zahlreichen Bundesstaaten wieder alle möglichen Regeln ein, um bestimmten Gruppen das Wählen etwas schwerer zu machen. Alles im Sinne der “Wahlsicherheit” versteht sich.
Wenn man im Museum die dunklen Kellerwelten, in denen all das detailliert beschrieben wird und man viele Besucher den Kopf schütteln sieht, passiert hat, gelangt man ins Licht. In einem Raum prasselt Wasser von einer ringförmigen Öffnung hinab, durch die das Tageslicht strahlt. An die Wand ist Sam Cookes berühmte Liedzeile geschlagen: A change is gonna come.