Wenn ich’s mir recht überlege, Maschinen sind vielleicht doch keine gute Alternative. Auch wenn das heißt, dass das Schicksal der Welt an die Menschen geknüpft bleibt, was niemanden beruhigen kann. Wie eine Welt aussehen könnte, in der alles da ist, das heute schon da ist, nur ausgereifter und weit verbreitet, das hat Tom Hillenbrand beschrieben in “Drohnenland”.
Das Buch ist lesenswert wegen der Akribie, mit der er immerhin schon 2014 die neuen Technologien zu einer Welt in nicht allzu ferner Zukunft zusammengesetzt hat. Vordergründig geht es um einen Mord an einem Europaabgeordneten, den der Brüssler Kommissar Aart van der Westerhuizen aufzuklären hat. Tatsächlich geht es um Länder, die beim Klimawandel im Meer versunken sind, um Überwachung und prädiktive Polizeiarbeit. Wer sich - gar nicht mal unkend - fragt, wo das Heute noch alles hinführt, wird hier Antworten finden.
Hinwegsehen muss man bei der Lektüre über einen relativ handelsübliche Fallstruktur und - ‘tschuldigung, Herr Hillenbrand - über eine absurde Anlage des Hauptcharakters. Der setzt sich als Ich-Erzähler in Szene als Philip Marlowe der Zukunft. Mit übler Laune, einem Schlag bei Frauen, keinem Respekt vor Vorgesetzten und veritablem Genever-Problem. Das mag als Kniff gemeint gewesen (Sci-Fi-Welt trifft Steinzeit-Ermittler, zwinker, zwinker). Aber in Wirklichkeit verursacht dieser Aart Gefühle, die einen sonst nur der peinliche Onkel auf Ritas Siebzigstem durchleben lässt.
Bis nächste Woche!
Andreas