Tja. Eigentlich sollte heute ein ganz besonderer Tag sein. Der Kölner Schuldezernent Robert Voigtsberger hatte nämlich eine „Konferenz zum Anmeldeverfahren an Gymnasien“ anberaumt. Auch ich war für unsere Initiative zu dem Treffen eingeladen, neben Vertreter:innen des Stadtrates, der Schulleitungen, der Stadtverwaltung und Bezirksregierung sowie der weiteren Eltern- und Schülerschaft. In der Einladung schrieb Voigtsberger, er nehme die Sorgen, die an ihn in diesem Jahr herangetragen wurden, „sehr ernst“. Zudem sieht auch er offenbar Veränderungsdruck:
„Letztlich aber bin ich davon überzeugt, dass wir an einem Punkt angekommen sind, an dem die Diskrepanz zwischen fehlenden Schulplätzen und berechtigten Interessen bei der Schulplatzwahl zunehmend wahrnehmbarer wird.“
Moderieren sollte die Veranstaltung Helmut Frangenberg, der als Lokalredakteur des Kölner Stadt-Anzeigers bereits seit vielen Jahren die Missstände in der Schulpolitik kritisch begleitet und die Themen ganz hervorragend kennt.
Ich persönlich wollte mit der – womöglich etwas zu optimistischen – Hoffnung in die Konferenz gehen, dass das diesjährige Verfahren dort von allen Beteiligten noch einmal in großer Runde für untauglich befunden und dann im Nachgang abgeschafft wird. Ob es wirklich gelänge, ein besseres Verfahren zu beschließen, würde man sehen müssen. Jedenfalls bewegt das Thema die Stadt, das sah und sehe ich als ein gutes Zeichen an.
Vergangenen Montag dann Ernüchterung:
Sehr geehrte Damen und Herren,
wegen weiteren Abstimmungsbedarfs, muss der Termin zur „Konferenz zum Anmeldeverfahren an Gymnasien“ am 30.09.2021, leider abgesagt werden.
Ein neuer Termin wird Ihnen zeitnah mitgeteilt.
Ich weiß nicht, wie „zeitnah“ die Stadt im Stande ist, den Abstimmungsbedarf aufzulösen. Stand heute habe ich nichts wieder gehört. Ich will aber weiter optimistisch bleiben. Denn das Zeitfenster für eine neue Lösung schließt sich leider von Woche zu Woche ein Stück.
Grundsätzlich müsste ja eigentlich inzwischen allen Beteiligten klar sein, dass es nicht sinnvoll sein kann, die Schulplatzvergabe abermals als eine Staffel von Verlosungen organisieren zu wollen. Dazu kommt: Es wird nach meiner Überzeugung auch nicht gelingen können. Denn der verständliche Widerstand der Betroffenen gegen eine wochenlange Kette von Tombolas wird wachsen. Und das Verfahren lässt sich wirkungsvoll behindern. Sinnvoll ist es ohnehin nicht.
Den leidtragenden SuS werden jedenfalls keine zusätzlichen Nachteile daraus erwachsen, wenn man ihnen diesmal den Horror immer neuer Ablehnungsbescheide erspart. Wie das geht? Nun, falls es nicht zu Verfahrensänderungen kommt, wohl nur, indem man Stadt und Bezirksregierung mit sehr vielen Schulplatz-Bewerbungen deutlich macht, dass man nicht gewillt ist, sich erneut an einer unwürdigen Schulplatzvergabe zu beteiligen. Spätestens wenn es zu einer zweiten Verlosungsrunde kommen sollte, ist es opportun, es bei allen auch nur einigermaßen denkbaren Platzalternativen parallel zu versuchen. Das erhöht zumindest die Chance, irgendwo ein Plätzchen zu bekommen. Ganz im Sinne des OLG-Urteils aus dem Jahr 2000: “Doppel- oder Mehrfachanmeldungen können gerade aus der Sicht der betroffenen Eltern erforderlich sein, um die Aufnahmechancen für ihr Kind an einer Schule der gewählten Schulform zu wahren.”