Wie kam das Facebook Oversight Board zustande? Dieser lange Artikel von Kate Klonick hat die Installation nahezu von Beginn an begleitet. Sie kam als Idee eines Supreme Courts, von einem Harvard-Professor. Ein eigenes Rechtssystem für Facebook, das weltweit gelten könne. Wie schwierig das alles ist – die Installation des Oversight Boards und auch die Bewertung der Inhalte, zeigt dieser Artikel wirklich eindrücklich. Bevor das Board überhaupt besetzt wurde, reisten Facebook Mitarbeiter durch die Regionen der Welt und sprachen dort mit Expert:innen über Inhalte und wie so ein Board aussehen müsse. Interessant zu beobachten war, dass dort, wo Menschen in deutlich instabilen Gesellschaften leben, das Bedürfnis nach strengerer Auslegung von Meinungsfreiheit gewünscht war. Auch der stärkere Eingriff durch die Plattform – weil man sich nicht immer auf die eigene Regierung und deren Gesetze verlassen kann. Die Notwendigkeit dessen zeigte unter anderem Myanmar.
Aber auch die Besetzung des Boards war kein Leichtes. Und recht kann man es wohl niemandem machen. Wer entscheidet, wer Teil des Boards wird? Sollen Menschen im Board sein, die sich mal rassistisch äußerten und Rechte von sexuellen Minderheiten eventuell nicht ganz so ernst nehmen? Inwiefern darf oder sollte Facebook durch die Besetzung eine Richtung vorgeben?
Wer kann und darf Fälle beim Oversight Board melden? Bislang ist es nur möglich, dass Inhalte, die von Facebook heruntergenommen wurden, überhaupt vom Board verhandelt werden sollen – nicht Inhalte, bei denen man sagt, dass sie unrechtmäßig noch online sind. Die Nutzer:innen können nicht einfach Inhalte selber einreichen. Die Präzedenzfälle reicht Facebook selber ein. Der jüngste ist die Sperre von Donald Trump.
Ich bin prinzipiell sehr interessiert an diesem Konzept der Social Media Councils – gerne unabhängiger als dieses von Facebook, auch wenn es das sein soll. Aber es ist alles komplizierter, als man gemeinhin annimmt. Eben auch mit Sprache, Bildern, Fairness und der Meinungsfreiheit. Ich denke wirklich sehr oft, dass wir es uns in den Debatten um diese Fragen viel zu einfach machen. Die Umsetzung ist kompliziert – wie die Welt eben auch. Und solche Entscheidungsgewalten regelmäßig – auch bei rechtswidrigen Inhalten einfach an “die Plattformen”, an einfache Content-Moderator:innen wegdelegieren – ich weiß nicht. Ich weiß aber auch nicht, was die Alternative ist. Ich weiß nur, dass wir mehr darüber sprechen müssen, wie kompliziert das alles ist, und dass wir es uns nicht einfach machen sollten in unseren Debatten.